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Eine Trauung, vier Sprachen



Wenn man mich nach einer am meisten ausgefallenen Trauung fragt, dann würde ich an den Tag zurückdenken, an dem ich Anastasia & Darcy verheiratet habe, denn dieses Brautpaar, obwohl sie meinten, nicht so viel Hochzeitserfahrung gehabt zu haben, das Wichtigste über Hochzeiten verstanden haben: es geht um das Brautpaar und die Umsetzung ihrer Träume. Egal unter welchen Umständen.


Wenn einem das Leben Zitronen schenkt, macht man daraus eine Limonade. Wenn es wegen einer Pandemie einen harten Lockdown gibt, kann man die Gelegenheit nutzen und Gäste aus aller Welt von verschiedenen Kontinenten einladen und sie würden kommen. Zu einer Zoom-Konferenz. Ein Gast war bei der Trauung dabei, während er im Dienst war😊 Die Zoom-Gäste jubelten, haben von Herzen gratuliert und es war eine richtig tolle Mischung von einem internationalen Event und der intimen Atmosphäre im Zelt, welches im Garten des Brautpaares aufgebaut worden war.


Bei dieser Trauung gab es keine Rituale, dafür war der „Auszug“ richtig spannend, weil alle – das Brautpaar, die wenigen anwesenden Familienmitglieder, die Zoom-Gäste (und ja, auch ich) zum Abschluss der Trauung das Lied „Don’t worry, be happy“ gesungen haben und plötzlich, ohne dass es geplant gewesen wäre, entwickelte sich aus diesem gemeinsamen Lied der erste Tanz, denn diese Energie des Glücks, der absoluten Euphorie, musste raus!

Anastasia und Darcy haben sich für eine dreisprachige Trauung entschieden, denn es war ihnen wichtig, dass jeder Gast alles versteht. Es war nicht leicht, so eine wundervolle Liebesgeschichte auf wenigen Seiten zu komprimieren, damit es zeitlichen Raum für die Übersetzung gibt, es hat jedoch am Ende super geklappt und die Trauung war dadurch nicht weniger emotional. Im Gegenteil: die Braut, die auch mehrere Sprachen spricht, musste sich die emotionalsten Passagen mehrmals anhören und direkt danach noch ihr eigenes Eheversprechen vortragen: gar nicht so leicht!


Eine dreisprachige Trauung könnte ich mit einer Bootsfahrt vergleichen: man bucht eine Bootsfahrt in einer fremden Stadt und es wird in mehreren Sprachen über die Geschichte, die Architektur, die Kultur dieses Ortes erzählt und trotz des Sprachenwechsels wird einem nicht langweilig, denn man genießt die Atmosphäre und lebt voller Achtsamkeit im Moment…


Russisch, Englisch, Deutsch. Ihr fragt Euch nun wahrscheinlich, welche Sprache die Vierte war. Das war Armenisch, die Muttersprache des Brautvaters. Vor dem gemeinsamen Lied hat auch er eine kleine Rede gehalten und dann aus dem Armenischen ins Russische übersetzt, damit ich ins Englische übersetzen könnte…das klingt kompliziert, hat sich jedoch ganz natürlich ergeben und es hat einfach prima gepasst.


Anastasia und Darcy sind Menschen, die einen inspirieren – kreativ zu sein, Träume zu leben, die Welt zu erkunden, über die Grenzen hinaus zu denken. Es sind Menschen, die einen inspirieren, lebenslang zu lernen, sich zu entwickeln, zu wachsen, zu lieben und die Liebe wertzuschätzen. Ich bin sehr glücklich, dass ich sie kennenlernen durfte, dass ihre Liebesgeschichte den Weg zu mir gefunden hat. Manchmal denke ich, dass nicht das Brautpaar, sondern die Geschichte die richtige Erzählerin oder den richtigen Erzähler sucht und es erfüllt mich mit Stolz, dass die unglaubliche Geschichte von Ana und Darcy von mir erzählt werden wollte.


Die Bilder sind von dem tollen Fotografen Philipp Dietrich

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